Musiktheorie – alles über Haltebögen

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Hallo Ihr Lieben,

was bedeuten eigentlich die Bögen im Notentext? In meiner neuen Miniserie werdet ihr alles über den Haltebogen, den Legatobogen und den Phrasierungsbogen erfahren. Wie immer sehr anschaulich mit Noten- und Hörbeispielen. Musiktheorie soll Spaß machen und idealerweise bleibt es nicht nur bei der Theorie.

Heute geht es um den Haltebogen und ich habe zwei kleine Klavierstücke zum Ausprobieren für euch komponiert. Diese gibt es, wie gewohnt, am Ende des heutigen Artikels kostenlos als Download.

 

Wie erkennt man einen Haltebogen?

Ein Haltebogen ist ein Bogen zwischen zwei Tönen derselben Tonhöhe. Immer nur zwischen zwei Tönen, also von einem Notenkopf zu einem zweiten Notenkopf.

Was passiert, wenn ein Haltebogen notiert ist?

Der Ton am Ende des Haltebogens wird nicht erneut angeschlagen, sondern gehalten. Die Tonlänge setzt sich somit aus den Werten dieser beiden Töne zusammen.

Wann werden Haltebögen verwendet?

1. Wenn ein Ton über den Takt hinaus gehalten werden soll,

kann dies nur mit einem Haltebogen notiert werden. Töne können auch über mehrere Takte gehalten, das kommt allerdings eher selten vor. Doch auch in diesem Fall sind die Haltebögen immer nur zwischen zwei Notenköpfen platziert.

Beispiel 1: Die letzten Takte von “Sternschnuppen” (aus “Winterzauber”). Die Töne, die nicht erneut angeschlagen werden, sind durchgestrichen.

2. Wenn für die spezielle Tonlänge keine eigener Notenwert existiert,

muss ein Haltebogen verwendet werden.

Beispiel 2: Die Melodie (in der rechten Hand) wird in den meisten Takten mit Haltebögen notiert, da es keine eigene Notationsmöglichkeit für einen Notenwert von 2 1/2 Pulsschlägen gibt. Im Takt 7 wäre auch eine punktierte Viertel am Taktanfang möglich.

3. Wenn es die Regeln des Notensatz fordern,

werden Haltebögen verwendet. Diese Regeln erleichtern das Lesen der Notation, indem beispielsweise die Aufteilung des Taktes besser erkennbar ist.

Beispiel 3: Damit die beiden Takthälften des 4/4-Taktes auf den ersten Blick erkennbar sind, werden in Takt 1+2 zwei Achtelnoten mit Haltebogen anstatt einer Viertelnote notiert. In Takt 3 sind eine Achtelnote und eine Viertelnote mit einem Haltebogen verbunden. An dieser Stelle im Takt darf keine punktierte Viertel stehen.

Haltebögen und Vorzeichen

Wenn ein durch ein Kreuz oder B-Vorzeichen in der Tonhöhe veränderter Ton in den nächsten Takt hinein gehalten wird, wird das Vorzeichen traditionell nicht noch einmal im zweiten Takt notiert. (Ausnahme: wenn es einen Zeilenwechsel zwischen den beiden Tönen gibt.) Das Nichtnotieren des Vorzeichens widerspricht eigentlich einer anderen Regel, die besagt, dass ein im Takt notiertes Vorzeichen nur bis zum Taktende gilt.

In den Notenheften meines ZauberKlavier-Verlages habe ich mich (wenn es der Platz im Notenbild zulässt) für die verständlichere Variante entschieden:

Haltebögen und Synkopen

Durch Haltebögen können Synkopen entstehen, welche ein sehr beliebtes Gestaltungsmittel in der Popmusik sind. Synkopen haben etwas mit den Betonungen innerhalb eines Taktes zu tun.

In einem Vierertakt finden wir die Hauptbetonung auf dem ersten und die Nebenbetonung auf dem dritten Pulsschlag. Wenn ein Ton auf einer unbetonten Taktzeit beginnt und in eine betonte hineinreicht, entstehen Synkopen, also Betonungsverschiebungen.

Im folgenden Stück wird oft auf der 2 + statt auf der 3 und auf der 4 + statt auf der 1 gespielt. Auch wenn die linke Hand auf 3 und 1 spielt, zaubert der fehlende Anschlag in der rechten doch einen besonderen Effekt. Die Popmusik arbeitet sehr viel mit Synkopen und daher auch mit Haltebögen.

Und noch einmal das komplette Stück. Die kostenlosen Klaviernoten hierzu gibt als PDF am Ende des Artikels.

Haltebögen und Pedalwechsel

In manchen Stücken finden wir Haltebögen und Pedalwechsel an der gleichen Stelle, wie hier in “Am Kamin” aus “12 zauberhafte Monate”. Dies ist kein Widerspruch. So lange eine Taste (oder auch mehrere Tasten) gedrückt sind, hat das Pedal keine Wirkung auf den gehaltenen Ton. Der Ton klingt weiter. In diesem Beispiel sorgt der Pedalwechsel dafür, dass die Töne aus dem ersten Takt der rechte Hand “gelöscht” werden und der zweite Takt wieder sauber beginnt.

PDF-Dateien zum Downloaden und Ausdrucken

Stücke mit Haltebögen

Konnte ich euch ein wenig für Haltebögen begeistern? Ich freue mich auf eure Gedanken und Kommentare unter diesem Artikel. Auch Ergänzungen sind natürlich sehr willkommen.

Eure Sandra

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6 Gedanken zu „Musiktheorie – alles über Haltebögen

  1. ilana

    Hallo,

    eine Frage dazu, die mich schon länger beschäftigt und ich eh schon mal per mail fragen wollte: was ist, wenn ein Haltebogen notiert ist (zum nächsten Takt) und gleichzeitig unten die Markierung für Pedal steht – was gilt dann? Denn wenn ich das Pedal loslasse ist das das Halten des Tons nicht möglich. Das kommt in den Heften ja häufiger mal vor.

    lieben Gruß
    Ilana

    Antworten
    1. Sandra Beitragsautor

      Liebe Ilana,

      ich danke Dir für Deine Frage! Das ist wirklich ein wichtiger Punkt, der besprochen werden sollte.
      Deshalb habe ich den Artikel um den Gedanken “Haltebögen und Pedalwechsel” ergänzt.

      Viele Grüße,
      Sandra

      Antworten
  2. Sven

    Hallo liebe Sandra,

    Ich versuche seit Tagen herauszufinden wie das Stück heißt, das du als “Stück 1 mit Haltebogen” auf dieser Seite als 2. Beispiel hast. Kannst du es mir verraten? Vielen Dank!

    Sven

    Antworten
    1. Sandra Beitragsautor

      Lieber Sven,

      das kleine Stücke habe ich einfach als Beispiel komponiert. Das PDF findest Du am Ende des Artikels. Sicher gibt es einige bekannte Kompositionen, dem es ähnelt, auch wenn ich Dir da leider nicht weiterhelfen kann.

      Herzliche Grüße,
      Sandra

      Antworten
  3. Antje Zim.

    Hallo Sandra,
    in der Einleitung wird noch der Phrasierungsbogen erwähnt. Der ist ja nun eigentlich kein Legatobogen. Gibt es (außer ganz viel Erfahrung, die ein entsprechendes Gefühl dafür entstehen lässt) eine Möglichkeit, die beiden zu unterscheiden? Mein Gefühl sagt mir, wenn ein Bogen über 4 Takte geht, wird es wohl selten ein Legatobogen sein. Stimmt das? Und wo sind die Unterschiede am Klavier? Werden die da unterschiedlich gespielt?
    Viele Grüße
    Antje

    Antworten

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