Oktavazeichen die Zweite

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Die Oktavazeichen sind wirklich ein Thema, welches mich immer wieder beschäftigt und aus gegebenem Anlass noch einmal einen Überlick und eine kleine Übersicht dazu.

Der Anlass ist eine Klavierstunde, in der eine Schülerin am Ende des Stückes ein Oktavierungszeichen, also 8va unter der letzten Quinte, die auf dem großen D notiert war fand und diese Quinte nach oben oktavierte, also eine Oktave höher auf dem kleinen D spielte. Ich – natürlich total entgeistert – meinte, wie Sie denn darauf komme, die Quinte mit dem Oktavazeichen darunter nach oben zu oktavieren.

Sie meinte, das “a” stehe doch für alta oder alto und das kenne sie aus dem Spanischen und heißt “hoch”. Meine Güte, warum müssen meine Schüler so viel wissen?  🙂   Ein schöner Widerspruch, nicht? Das Oktavazeichen steht darunter und dabei vermeintlich ein “a” wie alta, also soll die Quinte doch eine Oktava höher gespielt werden? Ich habe mich belesen und gefunden, dass man früher explizit die Bezeichnung 8va alta und 8va bassa benutzt hat, um eine Oktavierung nach oben und nach unten anzugeben. 8va bassa findet man heute oft als 8vb abgekürzt. Eigentlich kann man doch nicht ausschließen, dass 8va eine Abkürzung für ottava alta ist. 😉 Das wäre jedenfalls absolut unmissverständlich. Auch wenn es logisch scheint, nach oben zu oktavieren, wenn das Oktavazeichen über den Noten und nach unten zu oktavieren wenn das Oktavazeichen darunter steht – meine Schüler belehren mich regelmäßig eines Besseren.

Ich habe leider den Verdacht, dass viele Musiker, Komponisten und Verlage genau so unwissend sind wie ich bis vor Kurzem. Und ich könnte nicht behaupten, dass ich eine schlechte Ausbildung hatte. Wahrscheinlich bringe ich es auf insgesamt 10 Jahre Theorie-Unterricht! Hat mir das wirklich nie jemand richtig erzählt? 🙁 Wir finden in unglaublich vielen Noten falsche Oktavazeichen. Das behaupte ich jetzt, weil ich nicht hinnehmen möchte, dass man Okatavazeichen auch “anders” schreiben kann. Manchmal steht nur eine 8 (ohne va & vb). Und noch schlimmer. Oktavierungen über zwei Oktaven werden oft mit einer 16 statt der richtigen 15 angegeben. 16 ist schlichtweg falsch, auch wenn es entschuldigend als “logischer” bezeichnet wird. Und warum 15 und nicht 16? Als Erklärung dürfte das Bild genügen:

Warum sind Oktavierungszeichen eigentlich nötig? Man benutzt sie, um bei einzelnen Töne oder auch längeren Abschnitten zu viele Hilfslinien in der Notation zu vermeiden. Das macht das Notenlesen natürlich einfacher. Das heißt, in der Regel werden sehr hohe Töne im G-Schlüssel (Violinschlüssel) und sehr tiefe Töne im F-Schlüssel (Bassschlüssel) oktaviert. Heute habe ich mir allerdings ein Heft durchgeschaut, bei dem die Melodie der rechten Hand (in der eingestrichenen Oktave notiert) nach unten oktaviert wird. Sie soll also in der kleinen Oktave gespielt werden. Und das umgekehrte in der linken Hand. Das kann nicht Sinn und Zweck der Sache sein. Wenn die rechte Hand tiefer spielt als das eingestrichene C soll sie bitteschön im F-Schlüssel notiert werden. 🙄

Da die Oktavazeichen oft nicht eindeutig oder sogar falsch sind, muss man sich also nach wie vor danach richten, ob sie über oder unter den Noten notiert sind. Aber selbst das geht leider regelmäßig schief. Deshalb plädiere ich für eindeutige Bezeichnung:

8va (sprich “ottava alta “) = eine Oktave höher spielen als notiert
15ma
(sprich “quindicesima alta”) = zwei Oktaven höher spielen als notiert
8va bassa oder 8vb (sprich “ottava bassa”) = eine Oktave tiefer spielen als notiert
15ma bassa
oder 15mb
(sprich “quindicesima bassa”) = zwei Oktaven tiefer spielen als notiert

Aufgelöst wird eine Oktavierung entweder durch loco (“am Ort” bzw. wieder in der notierten Lage) und/oder durch den Abschluß der gestrichelten Linie.









Eure Sandra

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2 Gedanken zu „Oktavazeichen die Zweite

  1. Thomas

    Hallo,

    dein Anliegen der 15va/vb scheint in der Praxis wirklich nahe liegend und nachvollziehbar. Jedoch handelt es sich bei der Notenschrift ja um etwas wissenschaftlich Theoretisches. Betrachtet man deine Nummerierung von 1-8, ist diese den Funktionen, bzw. römischen Zahlen I – VIII zuzuordnen. Die Tonika ist ja bekanntlich die I. Schlussfolgernd gilt: VIII = I, weshalb die VIII nun 2 Funktionen übernimmt. Daher:
    1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8/1 – 2(9) – 3(10) – 4(11) – 5(12) – 6(13) – 7(14) – 8(15)
    Berücksichtigt man die Doppelfunktion, also die 8 und(+) die 1, stünde dort bereits die 9 der Nummerierung und wir wären bei logischen 16 Tönen.

    Antworten
  2. Otto Plhal

    Hallo!
    Finde die Beispiele (Noten) gut, aber für mich nicht ganz eindeutig (weil schon verwirrend genug):
    8va (am besten über die Noten geschrieben + strichlierte Linie) = 1 Oktave höher (als notiert) spielen,
    15ma (am besten über die Noten geschrieben + strichlierte Linie) = 2 Oktaven (als notiert) höher spielen,
    –> bitte ein Beispiel für 8va und 15ma (Violinschlüssel und F-Schlüssel)
    8vb (am besten unter die Noten geschrieben + strichlierte Linie) = 1 Oktave tiefer (als notiert) spielen,
    15mb (am besten unter die Noten geschrieben + strichlierte Linie) = 2 Oktaven tiefer (als notiert) spielen,
    –> bitte ein Beispiel (Violinschlüssel und F-Schlüssel)
    loco = wie notiert (ab hier…) spielen;
    Besten Dank!
    Liebe Grüße! Otto

    Antworten

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